Offener Brief an die österreichische Bundesregierung
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe vor, Sie mit diesem Schreiben sowohl auf die Relevanz von Sport-, Fitness- und Gesundheitseinrichtungen in der aktuellen Covid-Krise hinzuweisen, als auch darüber, wie sinnvoll es wäre, Sport- und Freizeitbetriebe nicht generell zu schließen, sondern individuell und auf den jeweiligen ganz speziellen Fall bezogen zu entscheiden.
Ich führe gemeinsam mit meinem Team seit 6 Jahren überaus erfolgreich ein CrossFit Studio in Graz (CrossFit „Murstadt“).
Ganz kurz einige einführende Erklärungen zum Begriff „CrossFit“:
„CrossFit“ ist ein Trainingskonzept, welches primär darauf abzielt, Personen, egal welchen Alters und welcher physischen Voraussetzung, fit für den Alltag zu machen. Durch den Einsatz von freien Gewichten (Langhanteln, Kurzhanteln, Medizinbälle, etc.), Übungen mit dem eigenen Körpergewicht sowie Ausdauerübungen werden Belastungen des täglichen Lebens simuliert. Das Training findet ausschließlich in Kleingruppen statt und wird von einem zertifizierten Trainer geleitet und überwacht.
Ein CrossFit Studio, wie wir es führen, ist weniger als Fitnessstudio, sondern wesentlich eher als Gesundheitseinrichtung zu betrachten. Die Trainierenden werden dabei individuell entsprechend ihren Bedürfnissen betreut und genießen noch dazu den großen Vorteil, Teil einer eingeschworenen Gemeinschaft Gleichdenkender (so genannte „Community“) zu sein, was das Training wesentlich motivierender und angenehmer erscheinen lässt.
Nun zur aktuellen Situation:
Unser Studio ist jetzt bereits seit 3.11.2020 durchgehend behördlich geschlossen. Dies ohne Evidenz darüber, ob es in jüngerer Vergangenheit innerhalb von Sport-, Fitness- und Gesundheitseinrichtungen zu Clusterbildungen oder eventuell sogar überbordender Ansteckung gekommen wäre.
Durch die Schließung all dieser, die Gesundheit signifikant positiv beeinflussender Einrichtungen (siehe oben) wird nicht nur zwangsweise eine drastische Reduktion der physischen Aktivität erreicht, sondern auch ein deutlicher Anstieg ungesunder Ernährung inklusive Alkoholkonsum und naturgemäß als logische Konsequenz ein merkbarer Anstieg an Personen mit Übergewicht provoziert. Ebenso nimmt die Schlafqualität der Betroffenen ab und vice versa das Level an psychischer Belastung rasant zu. Außerdem ist Sport eines der wichtigsten Stressventile. Wenn Sport nicht stattfinden kann, wird der Stress nicht abgebaut.
Neben der individuellen Problematik der Einzelpersonen ist in diesem Zusammenhang auch auf die volkswirtschaftliche Bedeutung und die Evidenz für die gesamte Gesellschaft hinzuweisen.
In einem CrossFit Studio, so wie wir es führen, kann die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung mit dem Corona-Virus außerdem durch viele Maßnahmen ganz signifikant reduziert werden. Ich möchte Ihnen hier kurz die Infrastruktur, sowie die Möglichkeiten in unserem Studio aufzeigen:
Unsere Trainingsgruppen sind auf 12 Trainierende begrenzt, welche sich auf knapp 300qm bewegen, wir können damit also die 2m Abstandsregel ganz leicht einhalten, wir könnten sogar jedem Trainierenden mehr als 20qm Trainingsfläche bieten.
Wir können unser Trainingsprogramm so gestalten, dass die Trainierenden nie „ihre“ 20qm Trainingsfläche verlassen müssen. Das benötigte Equipment kann dabei bereits vor den jeweiligen Einheiten auf den jeweiligen Plätzen vorbereitet sein und wird jeweils vor und nach Gebrauch vom Trainierenden exakt und den hygienischen Erfordernissen entsprechend desinfiziert.
Unsere Trainingshalle weist mit einer Raumhöhe von 6 Metern ein ausreichend hohes Raumvolumen auf, um einer erhöhten Virenkonzentration vorzubeugen.
Unsere Trainingshalle ist zusätzlich über die gesamte Länge von 20m mit 4 großen Sektionaltoren ausgestattet, durch welche für ausreichend Belüftung vor und nach den Trainingseinheiten gesorgt werden kann.
Unsere Trainingshalle ist mit 2 Ein- bzw. Ausgängen ausgestattet, womit erreicht werden kann, dass es unter Bildung eines Einbahnsystem-ähnlichen Personenstroms nicht zur Vermischung der Trainingsgruppen kommt und damit die korrekten und geforderten Abstände nicht eingehalten werden könnten.
Die Start- und Endzeiten der Trainingseinheiten können so gewählt werden, dass sich ausreichend Pausen zwischen den Einheiten ergeben, um einerseits wiederum eine Vermischung der Trainingsgruppen zu vermeiden, und andererseits zwischen den Einheiten ausreichend Möglichkeit zum Lüften und zur Desinfektion garantiert wird.
Unsere Trainingseinheiten können ausnahmslos nur über ein Online - Buchungssystem gebucht werden. Mit Hilfe dieses Buchungssystems könnte man im Infektionsfall also auch das Contact-Tracing übernehmen.
Umkleidekabinen und Duschen dürfen von den Trainierenden nur mit FFP2-Maske betreten werden oder könnten, falls gewünscht und/oder erforderlich auch gänzlich temporär gesperrt werden.
Unsere Trainer tragen auch während der Arbeit verpflichtend eine FFP2-Maske und können durch im Studio aufliegende Antigen Schnelltests außerdem regelmäßig getestet werden.
Es werden Hände-Desinfektionsmittel sowie ausreichend Seife für Trainer und Trainierende zur Verfügung gestellt.
Im Lichte und unter Berücksichtigung der obigen Ausführungen stelle ich hiermit höflich, aber sehr dringlich, folgende Forderung:
Ihre Entscheidungen über die Schließung sämtlicher Sport- und Freizeiteinrichtungen ist dringlich zu reevaluieren und für die kommenden Lockerungen objektiv zu überdenken. Sowohl physische als auch psychische Gesundheit der Bevölkerung sind essentiell für die Immunabwehr und haben deshalb einen positiven Effekt, sowohl was die Gesundheit im Allgemeinen betrifft, als auch ganz aktuell in Bezug auf die Bekämpfung der derzeit wütenden Pandemie.